Oculus Rift Test

Auflösung | 2160x1200 |
Besonderheiten | Vorreiter im Bereich VR Brillen |
Framerate | 60 |
Gewicht | 470 Gramm |
Kompatibilität | Windows, Mac, Linux / HDMI, DVI |
Korrektur | Augenabstand einstellbar |
Preis | 699 USD |
Sichtfeld | 110° |
Sound | 3D Sound |
Stromversorgung | USB |
Technik | OLED display |
Tracking | 360° Head Tracking |
Erscheinungstermin | Seit Q1 2016 auf dem Markt |
Name | Oculus Rift |
Die Oculus Rift Consumer Version 1 (CV1) ist nach mehr als 20 Jahren die erste VR-Brille, die für den Endverbraucher im Handel angeboten wird. Insgesamt hat es vier Jahre gedauert, in denen mehrere Prototypen und zwei Entwicklermodelle erschienen sind. Nun ist die erste Virtual-Reality-Brille für Computer endlich erhältlich und damit der direkte Nachfolger der Forte VFX1, die vor über 20 Jahren erschien und sehr schnell wieder vom Markt verschwand. Die Oculus Rift CV1 überzeugt sowohl mit ihrer Bildqualität als auch mit dem Softwareangebot, hat aber auch ein paar Nachteile.
Erster Eindruck
Der erste Eindruck der Oculus Rift CV1 ist durchweg positiv. Schon in puncto Bildqualität kann die finale Version mehr bieten als die zweite Entwicklerversion DK2. Das liegt zum einen an der höheren Auflösung, die nun bei 2160 x 1200 Pixeln statt 1920 x 1080 Pixeln liegt. Zum anderen wird die Bildqualität dadurch verbessert, dass das OLED-Display einen besseren Schwarzwert aufweist und die Optik optimal an das Panel angepasst wurde. Für die Oculus Rift CV1 kombinierte der Hersteller laminierte Konvex- und Fresnel-Linsen, während es bei den vorhergehenden Modellen lediglich Konvexlinsen waren. Das Bild bietet daher eine gute Schärfe, satte Farben und eine hohe Helligkeit.
Bei der Version DK2 waren die einzelnen Pixel noch sehr deutlich zu erkennen. Dies wurde bei der Oculus Rift CV1 erheblich verbessert. Allerdings ist das Subpixelraster beim genauen Hinschauen noch erkennbar. Das liegt an der Pen-Tile-Matrix, die von Samsung-Displays verwendet wird. Dabei teilen sich zwei Pixel zwei rote, zwei grüne und ein blaues Subpixel. Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren Kritikpunkt: Wenn helle Objekte auf einem dunklen Hintergrund dargestellt werden, entstehen teilweise sichtbare Reflexionen, ähnlich wie bei einem Scheinwerfer bei Nebel. Hat man die Brille länger in Verwendung, heizt sie sich zudem spürbar auf, was ebenfalls ein Nachteil ist.
Ergonomie, Tragekomfort und besondere Features
Bezüglich des Tragekomforts und der Ergonomie gibt es bei der Oculus Rift CV1 kaum Raum für Kritik. Die Brille bringt nur 470 Gramm auf die Waage und ist damit um ein Vielfaches leichter als die aktuelle Konkurrenz: Die HTC Vive wiegt 600 Gram, während es bei der Playstation VR etwa 610 Gramm sind. Die Oculus Rift CV1 ist außerdem mit Textil ummantelt, wodurch der Tragekomfort sehr angenehm wird.
Mit den drei Klettbändern lässt sie sich individuell an die eigene Kopfform anpassen. Danach gestaltet sich das Aufsetzen ebenso leicht wie das Abnehmen, wozu auch der integrierte Federmechanismus beiträgt. Die eingebauten Kopfhörer erzeugen eine sehr gute Tonwiedergabe und sind gleichzeitig praktisch, weil so vermieden wird, dass sich die Kabel verheddern.
Auch der Augenabstand kann an die eigenen Anforderungen angepasst werden: Die Oculus Rift CV1 verfügt über einen Schalter, mit dem der Abstand auf einen Wert zwischen 57 und 71 Millimetern einstellbar ist. Eine Möglichkeit für die Korrektur der Dioptrien fehlt bei dieser VR-Brille jedoch. Deshalb müssen Brillenträger ihre Sehhilfe unter der VR-Brille tragen, was bei kleinen und mittelgroßen Modellen kein Problem ist. Lediglich bei größeren Brillen ist es ratsam, auf Kontaktlinsen auszuweichen, um den Tragekomfort nicht herabzusetzen.
Das Blickfeld, das die Oculus Rift CV1 bietet, liegt etwas unterhalb der HTC Vive mit 110 Grad und etwas über dem Blickfeld der Playstation VR mit 100 Grad. Der Bildeindruck ist aber insgesamt gut, weil ein sehr realistisches „Mittendrin-Gefühl“ erzeugt wird. Selbst Tester, die nur eingeschränkt oder gar nicht räumlich sehen können, fanden den Bildeindruck realistischer als etwa im 3D-Kino.
Praktisch ist der Näherungssensor, mit dem die VR-Brille ausgestattet ist. Er sorgt dafür, dass die Brille automatisch erkennt, wenn sie aufgesetzt wird. Anschließend startet die Oculus-Software selbstständig das Oculus-Home-Wohnzimmer. Hier kann die Virtual-Reality-Software gestartet und installiert werden. Gleichzeitig zeigt der Monitor des Computers die herkömmliche 2D-Variante des App-Stores an. Demnach ist es gleichgültig, ob man die Software lieber ganz normal am Computer oder mit aufgesetzter VR-Brille einrichten möchte.
Nachgebessert wurde bei der Oculus Rift CV1 im Vergleich zur DK2 insbesondere bei der Sensorkamera. Sie wirkt jetzt deutlich hochwertiger. Auch der Trackingbereich wurde optimiert. Nach hinten wird ein Bereich von drei Metern abgedeckt, während es zur Seite jeweils zwei Meter sind. Sogar nach oben und unten ist der Trackingbereich nun ausreichend groß, um zu springen oder sich auf den Boden zu setzen. Damit ermöglicht die Oculus Rift CV1 auch ein wenig „Room Scale“ wie der Konkurrent HTC Vive.
Aufbau und Installation
Geliefert wird die Oculus Rift CV1 in einer klappbaren Box, die aus robustem Karton besteht. Zum Lieferumfang gehören neben der eigentlichen VR-Brille auch ein Xbox-One-Gamepad sowie eine Fernbedienung mit vier Knöpfen. Letztere ist für Nicht-Gaming-Anwendungen gedacht. Für die Hände gibt es bei der Oculus Rift CV1 bisher noch keine Integration in der VR-Umgebung. Die dafür benötigten Touch-Handcontroller sollen bald im Handel erscheinen.
Grundsätzlich sind die Mindestanforderungen an die Hardware groß: Eine Grafikkarte mit AMD 290 oder NVIDIA GTX970 und ein Intel i5-4590-Prozessor werden benötigt. Sofern die Mindestanforderungen unterschritten sind, geben die Oculus-App und das VR-Oculus-Home-Wohnzimmer ständig Warnhinweise aus. Trotzdem zeigten mehrere Tests, dass viele Titel auch mit einer langsameren GPU oder CPU flüssig laufen. Um herauszufinden, ob das eigene System für die Oculus Rift CV1 geeignet ist, kann man das Test-Tool der Oculus-Website nutzen.
Das Oculus Rift CV1 Headset wird direkt an dem Computer angeschlossen. Man benötigt keine Anschlussbox und auch kein externes Netzteil. Stattdessen erfolgt der Anschluss über ein kombiniertes USB-3.0- und HDMI-Kabel. Die Tracking-Kamera wird ebenfalls per USB mit dem PC verbunden. Oculus empfiehlt, ein USB-3-Kabel zu nutzen, allerdings klappt es trotz Warnhinweis auch mit einem normalen USB-2-Kabel. Für den Drahtlos-Adapter des Xbox-One-Controllers wird ein weiterer USB-Port benötigt.
Nachdem die Oculus Rift CV1 an den Computer angeschlossen ist, kann die Betriebssoftware 1.3.0.198914 installiert werden. Das klappt ohne Probleme, obwohl die Software noch als Beta gilt. Insgesamt gestaltet sich die Einrichtung der Oculus Rift CV1 erheblich leichter als die Installation der zweiten Entwicklerversion DK2. Ein kleiner Nachteil besteht darin, dass die Treibersoftware 1,2 Gigabyte in Anspruch nimmt und derzeit nur auf der C-Partition installiert werden kann. Dasselbe gilt für sämtliche Software, die im Oculus-Store gekauft wird.
Je nach Kapazität der C-Partition kann das für einige Nutzer ein Problem darstellen, da manche Programme wie beispielsweise „Project Cars“ mehr als 40 Gigabyte Speicherplatz benötigen. Zukünftige Treiberversionen sollen laut Oculus aber so ausgelegt werden, dass sie auch auf anderen Partitionen installiert werden können.
Glaubt man der Online-Dokumentation der Oculus Rift CV1, kann die Brille nur am HDMI-Port der Grafikkarte betrieben werden. Demnach werden keine Adapter unterstützt. Allerdings gibt es bereits Nutzer, die die VR-Brille mit einem HDMI-auf-DVI-Adapter problemlos zum Laufen gebracht haben.
Kompatible Software und Spiele
Zum Start der Oculus Rift CV1 im März 2016 kündigte Oculus 30 Software-Titel an. Schon zu diesem Zeitpunkt waren es aber deutlich mehr Programme. Unterdessen ist die Anzahl der kompatiblen Spiele und Software-Titel noch einmal gestiegen. Einige Anwendungen sind gratis, wie etwa das „Oculus Dreamdeck“. Es zeigt acht kurze VR-Demos, die sehr beeindruckend sind und von Oculus auch schon auf diversen Messen präsentiert wurden.
Ebenfalls kostenlos sind die 360-Grad-Foto- und -Video-Viewer, die schon von der Gear VR bekannt sind. Der 360-Grad-Video-Viewer kann sogar Videos anzeigen, die vom Anwender selbst aufgenommen wurden. Wichtig ist dafür lediglich, dass sich die Aufnahmen im Windows-Video-Ordner befinden und dass der Dateiname mit _360.mp4 endet. Des Weiteren sind die Oculus-Animationsfilme Henry und Lost gut gelungen. Sie sind ebenfalls gratis erhältlich.
Bei den derzeit kompatiblen Spielen gibt es teilweise sehr hohe Qualitätsunterschiede. Beim Zombie-Titel „Into the Dead“ bleibt der Spielspaß schon nach kurzer Zeit auf der Strecke. Besser umgesetzt sind die exklusiven Produktionen von Oculus, wie etwa das Jump'n'Run „Lucky’s Tale“, das Rollenspiel „Chronos“ oder das Weltraum-Abenteuer „Adr1ft“. Bei diesen Spieltiteln ist stundenlanger Spaß garantiert. Ebenfalls empfehlenswert sind die Simulationen „Project Cars“ und „Elite Dangerous“ sowie das Strategiespiel „Defense Grid 2“ und der Weltraumshooter „Eve: Valkyrie“.
Gut erkennbar ist, dass die Programme, die für die Oculus Rift CV1 entwickelt wurden, deutlich längere Aufenthalte in der VR-Welt vorsehen als das bisher der Fall war. Für das Oculus Rift DK2 wurden fast ausschließlich VR-Programme entwickelt, die für kurze Demo-Sessions gedacht waren. Mittlerweile hat die Länge der Projekte stark zugenommen. Lange Spielzeiten sind aber noch ungewohnt und erfordern Pausen.
Ein Mitarbeiter von Heise.de spielte im April 2016 alle Titel aus dem Oculus Store am Stück:
Vorteile und Nachteile im Überblick
Die folgende Liste zeigt noch einmal die wichtigsten Vorteile und Nachteile der Oculus Rift CV1 im Überblick:
Vorteile:
- Realistisches Spielgefühl
- Ausgereifte VR-Brille mit wenigen Schwächen
- Sehr guter Tragekomfort auch bei längerer Verwendung
- Kabel sind ausreichend lang
- Kommt auch für Brillenträger in Frage
Nachteile:
- Bei längerem Gebrauch heizt sich die Brille spürbar auf
- Unerwünschte Reflexionen bei hellen Objekten vor dunklem Hintergrund
- Gefahr für „Motion Sickness“ ist weiterhin gegeben
- Die Mindestanforderungen an den Computer sind hoch
- Hohe Anschaffungskosten
Alles in allem stellt die Oculus Rift CV1 einen guten Start in die Wellt der Virtual Reality dar.
Fazit
In den vergangenen vier Jahren legte die VR-Brille von Oculus einen langen Weg zurück und entwickelte sich stetig weiter. Die Oculus Rift CV1 ist ein ausgereiftes Produkt, das auf einer exzellenten Technik basiert. Mit dieser VR-Brille gelingt ein guter Start in die VR-Welt, sofern man über einen potenten Rechner verfügt. Lediglich durch den hohen Anschaffungspreis wird der positive Eindruck ein wenig getrübt.
VR-Brillen haben alle ein massives Problem: über 50% der Nutzer wird schlecht, wenn sie eine VR-Brille tragen, sobald sie sich im virtuellen Raum bewegen. Bereits nach wenigen Sekunden überkommt diese Leute eine Art „Seekrankheit“. Es gibt aber eine Lösung für zumindest die User, die sich 2-Dimensional bewegen (z.B. Autorennen): den G-MULATOR (siehe http://www.g-mulator.com).